Wien (OTS) –
- Überhitzter Markt durch Überförderung treibt Ausbaukosten massiv
- Evaluierung der Treffsicherheit dringend notwendig, bevor weitere Steuermittel in Grabungsarbeiten fließen
- WIFO-Studie im Auftrag des BMF bestätigt Forderungen der Telekombranche
Die Telekommunikationsunternehmen A1 Telekom, Magenta Telekom und Hutchison Drei zeigen sich über die jüngste Argumentation für einen weiteren Fördercall durch StS Tursky verwundert, der den Appell der Telekombranche mit der Unterstellung zurückweist, sie würden ihre Marktmacht ausbauen wollen, weil sie sich gegen weitere Fördermittel in einem überhitzten Markt aussprechen.
Neben zahlreichen Wirtschaftsforscher:innen, zeigt jüngst eine vom BMF selbst beauftragte Studie von WIFO und WIK Consult: das umfangreiche Fördervolumen hat die Baukosteninflation verschärft und der Fördercall Anfang dieses Jahres hat das Gleichgewicht von gefördertem und eigenwirtschaftlichem Ausbau gestört. Das WIFO rät deshalb klar von einer Nachdotierung des Budgets und einer weiteren Ausschüttung vor Ende 2024 ab.
Vom aktuellen BBA2030-Fördercall sind erst 10% der Projekte in Umsetzung. Die von StS Tursky angekündigten weiteren 400 Millionen Euro für den Breitband-Ausbau fließen in einen Baumarkt, der für die nächsten Jahre keine übrigen Kapazitäten hat. Ein weiterer Call wäre entsprechend ineffizient, weil die Ausbaukosten analog zur Überförderung steigen und inflationstreibend wirken, ist sich die Telekombranche einig.
Denn die Ausbaukosten sprechen für sich: Aktuell kostet den Steuerzahler:innen jeder tatsächliche Gigabitanschluss rund 25.000 EUR. Von BBA2020 zu BBA2030 haben sich die durchschnittlichen Kosten pro Anschluss um über 110% von 3.850 EUR auf 8.200 EUR erhöht. Die durchschnittliche Förderung pro Anschluss liegt mittlerweile bei 4.700 EUR. Rechnet man mit einer Take-Up-Rate von ca. 20%, dann ergeben sich im aktuellen Förderregime horrende Kosten pro tatsächlich genutzten Anschluss.
StS Tursky argumentiert laut APA-Interview mit einer „konjunkturellen Unterstützung des Baumarktes“ für einen weiteren Call. Dies legt das Problem der aktuellen Förderstrategie frei: der Anspruch sollte sein, tatsächliche Gigabitanschlüsse zu realisieren und nicht lediglich Grabungsarbeiten zu finanzieren. Es reicht nicht, nur „theoretische“ Anschlüsse zu fördern, sondern den Ausbau dorthin zu lenken, wo tatsächlich Nachfrage besteht. Dies ließe sich, da sind sich die Telekommunikationsunternehmen einig, durch ein nachfrageorientiertes Fördermodell treffsicher umsetzen.
Die Telekombranche appelliert erneut für einen Strategiewechsel in der Breitbandförderung: Um die bisherigen Förderungen und die massiven privaten Investitionen wirken zu lassen, die Inflation nicht weiter anzuheizen, und im Endeffekt die tatsächlichen Kosten pro Anschluss zu reduzieren, plädiert die Branche für eine nachfrageorientierte Ausschüttung der übrigen 400 Millionen Euro.
Die drei Telekomunternehmen unterstützen Turskys Pläne, beim Breitbandausbau „Gas zu geben“ – doch noch bevor die Mittel abgerufen, realisiert und evaluiert sind, dürfe aufgrund von Partikularinteressen die nationalen Ausbauziele und die Stärkung des Digitalstandorts Österreich nicht ins Hintertreffen geraten.