Status Quo
- Die Digitalisierung der Stromnetze ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor zur Erreichung der Klimaziele. Der Ausbau erneuerbarer Energien muss zukünftig noch stärker forciert werden, dadurch werden die Herausforderungen für das Stromnetz in den kommenden Jahren noch weiter steigen.
- Mit zunehmendem Anteil an erneuerbarer Energie steigt naturgemäß die Volatilität der Stromerzeugung – Windkraftwerke oder PV-Anlagen haben natürliche Peaks in der Energieproduktion, die über das Stromnetz zu den Verbrauchern transportiert werden müssen, jedoch zeitlich nicht immer mit den Peaks im Verbrauch von Industrie und Konsument:innen übereinstimmen. Die Speicherung von erneuerbarer Energie in großen Mengen stellt aktuell noch eine Herausforderung dar. Daher muss der Strom, der in das Stromnetz eingespeist wird, zeitgleich zu den Verbrauchern transportiert werden.
- Die Digitalisierung der Stromnetze kann einen wichtigen Beitrag zur Bewerkstelligung dieser zukünftigen Herausforderungen liefern (und dessen Bedarf wird zukünftig weiter stark steigen). Die Digitalisierung der Stromnetze umfasst beispielsweise den Einsatz von Sensorik auf Leitungen und in Umspannwerken zur Datenerfassung in Echtzeit. Basierend darauf kann das bestehende Stromnetz optimal ausgelastet werden bzw. die Instandhaltung verbessert werden.
- In diesem Zusammenhang kommt auch dem Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle zu. Der Einsatz von KI im Stromsystem kann zur Bewerkstelligung der zukünftigen Herausforderungen einen wichtigen Beitrag liefern und muss zukünftig stark forciert werden. Durch den Einsatz von KI-Systemen bei der Verteilung von Energie kann die Volatilität, durch die Produktion von erneuerbarer Energie, abgefedert werden. KI kann Stromspitzen nicht nur vorhersagen, sondern dabei unterstützen diese bundesweit bzw. europaweit effizient zu verteilen und damit Engpässen entgegenwirken.
- Die Energieproduktion der Zukunft zeichnet sich durch viele Quellen aus, z.B. durch private PV-Anlagen, die in die Stromnetze einspeisen und somit zu “Prosumern” werden (Akteure, die sowohl Produzent als auch Konsument von Energie sind). Die Stromnetze können mit dem bereitgestellten Strom jedoch zunehmend nicht mehr aufnehmen und werden damit an der absoluten Leitungsgrenze betrieben.
- Künstliche Intelligenz kann zukünftig dabei unterstützen, Überlastungen im Stromnetz frühzeitig zu erkennen bzw. etwaige Gegenmaßnahmen zu initiieren und damit die Stabilität der Versorgung zu garantieren.
- Künstlicher Intelligenz kann zukünftig auch verstärkt zur Prognose eingesetzt werden. Durch KI können Wetterprognosen und Erzeugungs- bzw. Versorgungspeaks frühzeitig erkannt werden und dieses somit noch effizienter gestaltet werden.
- Eine digitale Gesamtsteuerung der österreichischen Energie-Infrastruktur wird nicht nur zu einer technischen Aufgabe, sondern ist essenziell für die Stromversorgung des gesamten Bundesstaates und seiner kritischen Infrastrukturen.
- Damit die Global-Overview der Netze funktioniert und Energie verteilt werden kann, müssen die Netze allesamt diese Steuerung ermöglichen können und “smart” sein.
Vision
- Anreize zu Investitionen in die Digitalisierung der Energienetze schaffen, um digitale Gesamtsteuerung zu ermöglichen
Maßnahmen
- Forcierung der Digitalisierung durch Gleichstellung von CAPEX und OPEX
- Im aktuellen Regulierungsregime wird Intelligenz im Übertragungsnetz nicht ausreichend honoriert (bzw. tlw. bestraft): Derzeit werden nur Kapitalkosten (CAPEX) beanreizt; operative Aufwendungen (OPEX) unterliegen Effizienzabschlägen und werden daher nur teilweise kostenseitig anerkannt.
- Das primäre Ziel bei der OPEX Regulierung liegt in der kurzfristigen Kostenminimierung – die langfristige Ausrichtung (Klimaziele 2040) steht nicht im Fokus. Es fehlen daher klare Anreize zur stärkeren Digitalisierung der Stromnetze und dadurch werden Potentiale nicht vollumfänglich genutzt, da der Regulierungsrahmen CAPEX Maßnahmen bevorzugt.
- Zum Erreichen der Klimaziele braucht es zukünftig gleichermaßen Anreize für CAPEX und OPEX, damit die Digitalisierung des Stromnetzes stärker forciert wird und damit das volle Optimierungs-Potential ausgeschöpft wird.
- Finanzielle Incentivierung von langfristigen Investitionen durch Vorsehen von Kapitalverzinsung und Risikovergütung: Das Regulierungsregime muss dahingehend in Richtung state-of-the art angepasst werden: eine effiziente Beanreizung des Netzausbau und der Digitalisierung ist notwendig, wofür die Regulierung eine entsprechende Kapitalverzinsung und Risikovergütung vorsehen muss (Umsetzung im ElWG):
- Gewährung einer adäquaten Gesamtverzinsung, damit eine rasche Umsetzung des Netzausbaus erfolgen kann
- Gewährung einer angemessenen und längerfristigen Beanreizung (z.B. Handling-Fee, Dienstleistungsmarge) von Digitalisierungthemen (um den geänderten Aufgaben der digitalisierten Stromnetze gerecht zu werden und so den optimalen Einsatz von Betriebsmitteln (CAPEX und OPEX) zu gewährleisten)
- Keine Anwendung von Kostenabschlagsfaktoren beziehungsweise volle Kostenanerkennung auf OPEX für Digitalisierungthemen (inkl. Innovation und IT)
- Damit würde die Digitalisierung des Stromnetzes umgehend voranschreiten (sodass beispielsweise APG als Übertragungsnetzbetreiber und die vielen Verteilnetze umfassender mit der Digitalbranche kooperieren können).
- Ausbau der Schnittstellen zwischen Transfernetz- und Verteilernetzbetreibern zur Etablierung einer bidirektionalen Echtzeitkommunikation der Netzauslastung in den Verteilernetzen
- Nur durch den Ausbau einer geeigneten Mess- und Meldeinfrastruktur in den Verteilernetzen, kann eine reale Verteilung der Auslastung des Netzes dargestellt werden und somit Netzstabilität und Versorgungssicherheit unter höchstmöglicher Ausnutzung der Assets gewährleistet werden.
- Diese Transparenz ist die Grundlage für die punktgenaue und frühzeitige Erkennung von Netzengpässen und die Evaluierung von Maßnahmen zu deren Vermeidung. Smart Meter Daten reichen für diese Transparenz nicht aus, da es sich bei Smart Meter Werten nicht um zeitgleiche parallele und synchronisierte Messungen in der jeweiligen Infrastruktur handelt.
Diese Maßnahmen bewirken:
- Wesentlicher Beitrag zum Gelingen der Energiewende
- Langfristige Absicherung der Zukunftsfähigkeit von Netzen und Versorgungssicherheit Österreichs
- Positionierung Österreichs als europäischen Vorreiter in der Digitalisierung der Stromnetze
- Ausgleich von regionalen Versorgungsengpässen oder –spitzen
- Positionierung Österreichs als attraktiver Standort für modernste Use Case Pilotierung im Bereich der KI-Einsatz in Stromnetzen